Geschichten rund um das Thema Indianer
Die Geschichten der Ureinwohner Nordamerikas waren, ähnlich unserer Märchen in Europa, sehr moralisch und gaben meist eine Botschaft mit. Bei uns im Lager gelten Geschichten und Aufführungen dieser als Ersatzprogramm für Fernsehr oder sonstiger Medien.
Erzählungen waren manchmal lustig, manchmal traurig, eins waren sie aber alle: UNTERHALTSAM!
Viel Spaß beim lesen!
Leben und Leben lassen
Eines wunderschönen Tages im Wald, sangen die Vögel in den Zweigen, quakten die Frösche an den Gewässern, zirpten die Grillen im Gras und glitt eine Klapperschlange einen kleinen Weg entlang, der mitten durch den Wald führte, um sich in der Sonne zu wärmen. Es war friedllich und schön und so rollte sie sich ein und schlief ein wenig. Als ein Mann des Weges kam und die schlafende Schlange sah, wollte er sie töten. So griff er nach einem großen Stein und als er bereits den Stein auf die Schlange fallen lassen wollte, erwachte sie und sagte: „Bruder, warum willst Du mich töten? Ich habe Dir doch nichts getan!“ „Du bist giftig und daher mußt du sterben!“ rief der Mann. „Aber Bruder, ich bin zwar giftig, aber ich tue dir doch nichts, ich werde dich nicht töten!“ „Du mich töten?!“ lachte der Mann höhnisch. „Ich bin der Mensch und viel größer als du! Und ich habe diesen Stein, mit dem ich dich töten werde!“ schrie er die Schlange an. Und weiter schrie er: „Und du wirst sterben- auf der Stelle!“ So holte er mit seinem Stein aus und just in dem Moment schnellte die Schlange empor und biß den Mann blitzschnell in den Hals. Er fiel sofort zu Boden und während er schon im Sterben lag, hörte er die Schlange sagen: „Wenn du auf mich gehört hättest, Bruder, mich nicht hättest töten wollen, so hätte ich dich auch nicht gebissen und du hättest noch ein langes Leben vor dir.“ Dann rollte sich die Schlange zum Schlaf wieder ein und genoss diesen wunderschön friedlichen Tag im Wald.
Pawnee
TI-KE-WA-KUSCH oder der Mann, der die Büffel rief
Dies geschah in der alten Zeit, ehe die Indianer die Weißen getroffen hatten. Damals lebten verschiedene Stammesgruppen in getrennten Dörfern. Die Hütten waren aus Lehm. Die Gruppe Kit-ke-hahk´-i zog aus auf Winterjagd nach dem Büffel. Zu dieser Zeit fanden sie in der Nähe keine Büffel. Sie suchten in alle Richtungen, aber sie konnten keine Spuren von Tieren entdecken. Es war eine Zeit des Hungerns. die Kinder weinten, und die Frauen riefen: „Sie haben nichts zu essen.“
Einer aber war, den rührte es ans Herz, als die Kinder nach etwas zu essen schrien. Er sprach zu dem Oberhäuptling: „Befehl du den anderen Häuptlingen und Männern, sie sollen tun, was ich ihnen sage. Mein Herz ist krank, wenn ich an die Leiden der Menschen denke. Vielleicht vermag ich ihnen zu helfen. Laß eine neue Hütte errichten, außerhalb des Dorfes. Dort wollen wir uns treffen. Ich will versuchen, etwas zu unternehmen, ehe alle vor Hunger sterben.“ Der Oberhäuptling lobte diesen Mann und gab seine Anweisungen.
Als sie nun die Hütte bauten, fiel auf, dass der Mann nicht im Dorf war. Er pflegte am Abend rasch wie der Wind zu verschwinden und kam erst bei Tagesanbruch wieder zurück. Manchmal bei Tage, wenn dieser Mann in seiner eigenen Hütte saß, griff er hinter sich und holte ein kleines Stück Büffelfleisch hervor, manchmal fett, manchmal mager. Er reichte es jemandem und sprach: „Wenn du genug haben solltest und noch etwas übrig bleibt, gib es an jemanden weiter, der auch hungrig ist.“ Wenn dann einer so ein winziges Stück Fleisch erhielt, dachte er: „Das ist doch nicht genug um meinen Hunger zu stillen“, aber wenn er gegessen hatte davon, war er bald gesättigt. Immer blieb noch etwas übrig, um es weiter zu geben.
In jener Zeit war es üblich, dass der Oberhäuptling des Stammes hin und wieder durch das Dorf ritt. Er sprach dann mit den Leuten, gab ihnen gute Ratschläge und schlichtete kleinere Streitigkeiten.
Bei seinem nächsten Rundritt erzählte der Oberhäuptling also den Leuten, was dieser Mann versuchten wollte. Die Leute waren froh. Sie kamen und wollten dem Mann viele Geschenke machen – Otternhäute und Adlerfedern. Er dankte ihnen , und als sie alle zusammenkamen, sprach er zu ihnen so: „Nun, ihr Häuptlinge, ihr Ältesten und Leute des Stammes, ihr habt gut daran getan, mir all diese Dinge zu geben. Ich werde sie da das Wesen, das mir Kraft verliehen hat und sich meiner erbarmt, damit ich mich euer erbarmen kann, weiterrreichen. Zunächst sollt ihn noch einmal vier Tage hungern, Danach wird Hilfe kommen.“
Während dieser vier Tage und Nächte verschwand der Mann wieder, aber er kam immer in derselben Nacht wieder zurück. Er sagte zu den Leuten, er sei fort gewesen, so weit, dass gewöhnlich ein Mensch für die Entfernung drei oder vier Tage brauche.
Als er in der vierten Nacht zurückkam, kündigte er den Leuten an, dass die Büffel nun nahe seien.
Er stieg auf den Hügel nahe dem Dorf. Er opferte einige Adlerfedern, eine blaue Perle und etwas indianischen Tabak und dann kehrte er ins Lager zurück. Er sprach zu den Leuten: „Wenn etwas zu dem Opferplatz kommt, stört es nicht, jagt es nicht fort. Bleibt stehen und schaut hin.“
Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch kamen alle Leute aus ihren Hütten und schauten zu diesem Hügel und dem Opferplatz dort. Während sie da standen, kam ein großer Büffel über den Hügel zu der Stelle. Er verweilte dort kurze Zeit, sah sich um und lief dann den Hügel hinab und galoppierte am Dorf vorbei. Da sprach dieser Mann zu den Leuten: „Das war es, was ich gemeint habe. Das war der Anführer der Büffel, wohin er läuft, dorthin wird die ganze Herde ihm folgen.“
Er schickte seinen Diener zu den Häuptlingen und ließ sie vier Jungen auswählen und diese auf die Spitze des Hügels schicken. Das geschah, und darauf kamen die Jungen aufgeregt zurück. Sie gingen zu der Hütte des Häuptlings und sagten zu dem Häuptling, der dort saß: „Hinter dem Opferplatz ist eine ganze Herde im Anzug, sie drängen und stoßen einander nur so.“
Wie es üblich war in diesen alten Zeiten ritt der Häuptling darauf im Dort umher und befahl allen, sich für die Jagd fertig zu machen. Er sagte zu ihnen auch: „Laßt nichts draußen zurück. Bringt alles ins Lager, nicht nur Fleisch und Häute, sondern auch Beine und Köpfe und alle Teile. Bringt die besten Fleischstücke zuerst herein und tragt sie in die neue Hütte, damit wir dort ein Fest feiern.“ So hatte es nämlich der Mann angeordnet.
Die Büffel kamen über den Hügel, und die Leute waren bereit, und sie kreisten die Büffel ein. Sie töteten soviele wie sie konnten und brachten sie dann ins Lager. Jeder Mann brachte sein Rippenstück und ließ es in der besagten Hütte. Die anderen Teile brachten sie ins Dorf, wie man ihnen geheißen hatte. Dann kehrten sie zu der Hütte zurück, blieben dort vier Tage und vier Nächte. Die Rippen wurden gebraten, und sie ließen es sich schmecken. Der Mann erklärte ihnen, es werde drei Jagden geben und sie sollten dabei soviel Fleisch holen, wie sie nur konnten. „Aber“, sagt er, „wenn ihr die Büffel erlegt, müßt ihr darauf achten, dass alles Fleisch mitgenommen wird. Ti-ra´wa mag Menschen nicht, die Büffelfleisch verschwenden. Aus diesem Grund rate ich euch: zieht guten Nutzen aus eurer Jagdbeute.“
In den Nächten, in denen sie feierten, pflegte der Mann wieder fortzugehen.
In der vierten Nacht sagte er zu den Leuten: „Morgen kommt der Büffel wieder und ihr könntet wieder auf Jagd gehen. Aber seid vorsichtig und tötet nicht das gelbe Kalb, das ihr bei der Herde finden werdet und verschont auch die Mutter.“ Das war im Winter, und doch hatte das Kalb dieselbe Farbe wie die jungen Kälber, die im Frühjahr geboren werden. Also zogen sie auf die Jagd und ließen das Kalb und dessen Mutter am Leben.
Die Männer begriffen nun, was sie an diesem Mann hatten. Er war wirklich großartig. Er hatte für den Stamm viel getan, und sie gaben ihm die besten Pferde zum Geschenk, die sie besaßen. Er dankte ihnen, aber die Geschenke wollte er nicht annehmen. Der Stamm glaubte, er habe dieses Wunder vollbracht, er habe die Büffel herbeigeschafft, und alle waren bereit, alles zu tun, was er sagte.
Bei den ersten beiden Jagden töteten sie viele Büffel und machten auch Fleisch zum Trocknen. Alle ihre Säcke waren voll, und das getrocknete Fleisch wurde sogar vor den Türen der Hütten aufgeschichtet.
Nach der zweiten Jagd feierten sie ein Fest.
Nach vier Tagen, als sie zum dritten Mal auszogen, um auf Büffel zu jagen, schlug der Wind um, und ehe die Leute an die Herde herangekommen waren, witterten die Tiere sie und stoben in wilder Flucht davon. Während sie davon galoppierten, rannte der Mann auf die Spitze des Hügels zu dem Opferplatz. Er trug eine Stange bei sich und rief: „Ska-a-a–a!“ Da machten die Büffel auf der Stelle kehrt und kamen zurück. Mitten durch die Schar der Jäger hindurch stürmten sie. Und die Leute konnten viele von ihnen töten. Er wollten den Leuten zeigen, dass er Macht besaß über die Büffel.
Nach der dritten Jagd hatten sie Fleisch in Hülle und Fülle, und er rief die Häuptlinge zusammen und sprach: „Nun, seid ihr jetzt zufrieden?“ Sie sagten: „Wir sind mehr als zufrieden. Wir danken dir, dass du mit uns Mitleid gehabt und uns geholfen hast. Durch deine Macht ist der Stamm vor dem Verhungern bewahrt worden.“ Er sagte: „Ihr werdet noch eine Jagd machen, und das wird das Ende sein. Ich will, dass ihr alles nehmt, was ihr bekommen könnt. Tötet soviele wie nur irgend möglich, denn dies werden die letzten Büffel in diesem Winter sein. Jene Geschenke aber, die ihr mir gemacht habt und die ich nicht annehmen kann, werdet ihr bitte alle wieder mitnehmen.“ Einige der Leute wollten ihre Geschenke nicht zurücknehmen und bestanden darauf, dass er sie behielt, und am Ende war er damit einverstanden.
Die vierte Jagd kam. Die Leute töteten viele Büffel und nahmen alles Fleisch. Aber in der Nacht dieser letzten Jagd, verschwand der Mann – und trieb die Büffel zurück. Am nächsten Morgen ließ er die Leute sich umsehen und fragte, ob sie etwas sähen. „Ja“, sagten sie, „aber keine Büffel.“
Am folgenden Tage verlegten sie ihr Lager und zogen nach Osten, ihrer Heimat zu. Sie hatten soviel trockenes Fleisch, dass sie nicht alles auf einmal mitnehmen konnten, sondern noch einmal zurückkehren mussten, um den Rest zu holen. Als sie nach Osten zogen, hatten sie kein frisches Fleisch, nur getrocknetes, aber manchmal, wenn der Mann von seinen Ausflügen zurückkam, brachte er ihnen ein Stück Fleisch, ein kleines Stück, und teilte es unter den Leuten auf, und sie warfen es in ihre Kessel und kochten es. Jeder aß, und trotzdem konnten sie es nicht aufessen. Es blieb immer etwas übrig. Dieser Mann war so wunderbar, dass er selbst Büffeldung auf der Prärie in Fleisch verwandeln konnte. Er sammelte den Dung in seine Decke, und wenn er die Decke wieder aufschlug – siehe da, da war daraus tup-o-har´-asch (Pemmikan) geworden.
Der Mann war nicht verheiratet. Er war ein junger Mann, und mit der Zeit hielten ihn die Leute für den besten Mann des Stammes und hätten es gerne gesehen, wenn er geheiratet hätte. Sie gingen zu einem der Häuptlinge und erklärten ihm, sie hätten ihn zum Schwiegervater dieses Mannes ausersehen, denn sie wollten, dass der Mann Nachkommen habe, zum Nutzen des Stammes. Die alten Leute sagten auch, es werde gut sein, wenn er Kinder habe, aber er hatte keine. Hätte er Kinder gehabt, so hätten sie vielleicht diesselbe Macht besessen wie ihr Vater.
Dieser Mann rief die Büffel zweimal, und zweimal rettete er den Stamm vor einer Hungersnot. Das zweite Mal war das Elend fruchtbar. Sie hielten Rat und baten ihn, dem Stamm zu helfen. Sie stopften die Pfeife, hielten sie ihm hin und baten ihn, doch Mitleid mit ihnen zu haben. Er nahm die Pfeife, zündete sie an und rauchte. Dann wußte er es einzurichten, dass alles wieder so geschah wie beim erstenmal. Sie gingen viermal auf die Jagd und bekamen viel Fleisch.
Als dieser Mann starb, trauerten die Leute lange. Der Häutpling ritt durch das Dorf und rief: „Ich bin ganz irr im Sinn, weil dieser Mann gestorben ist. Er hatte Mitleid mit uns. Er rettete den Stamm. Nun ist er tot, und keiner ist unter uns, der ihm gleicht.“
Dies ist eine wahre und heilige Geschichte, wie sie unter der Stammesgruppe der Kit-ke-hahk´i erzählt wird. Sie ist wirklich geschehen, vor langer Zeit und wird weitererzählt vom Vater dem Sohn.
Geschichten von Wihio
Wihio verliert seine Haare
Eines Tages ging Wihio umher, als er zwei junge Frauen dasitzen sa. Er ging zu ihnen hin, er sprach zu sich selbst: „Ha, hier sind meine Nichten.“ Er hatte sie nie zuvor gesehen, und er wußte ihn Wirklichkeit gar nicht, wer diese Mädchen waren. Da sprach er zu ihnen: „Meine Nichten, ich freue mich, euch zu sehen. Ich habe Läuse im Haar. Ich möchte, dass ihr sie mir absucht.“ Also legte er sich hin und jede setzte sich auf eine Seite und suchte nach Läusen. Während sie das taten, schlief er ein, und derweilen steckten ihm die Mädchen Kletten ins Haar, soviel wie sie nur finden konnten. Dann standen sie auf und gingen fort.
Nach einiger Zeit erwachte Wihio und fand, dass er den Kopf voller Kletten hatte. Er versuchte, sich ins Haar zu greifen, aber die Kletten piekten ihn in die Finger. Unwillig ging er nach Hause.
Während er so dahinlief, sah er eine Maus durch das Gras rennen. Wihio sprach: „Halt, Neffe. Ich muss dich eine Minute sprechen.“ Die Maus kam zu ihm gerannt und sagte: „Was willst du denn von mir.“ Wihio erwiderte: „Ich habe das Haar voller Kletten. Würdest du bitte mir alle Haare abnagen.“ Er legte sich hin, streckte sich am Boden aus und die Maus, nicht faul, nagte soviel von seienen Haaren ab, bis er völlig kahlköpfig war. Als Wihio aufstand und den großen Haufen Haare voller Kletten liegen sah, sagte er erleichtert: „So ist es gut. Ich fühle mich auch schon viel besser!“
Er ging zu seiner Hütte, und als seine Frau herauskam, um ihn zu besuchen, rief sie entsetzt: „Was ist denn mit dir geschehen“ und schlug ihn auf den Rücken. Wihio rief: „Warte, prügle mich nicht. Ich habe eine sehr schlimme Geschichte gehört. Ich hörte, ihr wäret alle tot und vor Kummer habe ich mir alle Haare ausgerauft. Es brachte mich nahezu um, als ich hörte, dass daheim alle tot seien!“
Die Pfeife eines Medizinmannes
Ein Mann, der große Macht besaß, kam einmal den Bach herunter. Als er zu einem großen Baum gelangte, hielt er inne und sah ihn sich an. Er war gerade. Er hatte nicht viel Äste. Da trat er dagegen und fällte den Baum. Er musste nur einmal gegen den Baum treten, und schon lag der Baum am Boden. Er machte das so bei den besten Bäumen, an die er gelangte.
Wihio kam des Weges und sagte zu ihm: „Warum wirfst du die besten Bäume um, mein Bruder?“ Der Mann antwortete nicht, fuhr aber damit fort, die Bäume umzustoßen. Wihio faßte ihn am Arm und sagte: „Das darst du nicht tun.“ Der Mann erwiderte: „Ich hole mir meine Pfeistöcke. Bald gehe ich auf den Kriegspfad. Da brauche ich gute, gerade Pfeile.“ Wihio sagte: „So große Bäume lassen sich doch nicht für Pfeile benutzen. Hör auf damit, sie umzuwerfen.“ Nun war dieser Mann aber ein Medizinmann, und er sprach: „Misch dich nicht ein. Ich habe dir doch gesagt, dass ich Pfeilstöcke brauche.“ Wihio sprach: „Wenn das Pfeilstöcke sein sollen, dann kannst du ja mal mit einem auf mich schießen.“ Der Medizinmann sagte: „Gut, geh dort hinüber und stell dich da hin.“ Wihio lief ein Stück, eben soweit, wie ein Pfeil gewöhnlich trägt, blieb stehen, aber der Medizinmann rief ihm zu, er solle noch weitergehen. Wihio hielt viermal inne und jedes Mal rief der Medizinmann, er sei noch zu nahe.
Schließlich kam Wihio auf die Kuppel eines großen Hügels. Da griff sich der Mann einen der Bäume, richtete das Wurzelende gegen Wihio und warf ihn. Er brauchte nicht einmal einen Bogen. Der Baum flog auf Wihio zu, und wie er herankam, machten die Blätter ein Geräusch wie das des Windes. Wihio sah den Baum kommen, denn er kam ganz langsam daher. Er versuchte sich zu bücken, aber der Baum folgte seinen Bewegungen. Wihio rannte zu einem Loch und wollte hineinkriechen, aber das Loch war zu eng und er konnte nur seinen Kopf hineinzwängen. Der Baum schlug ein und riß seinen Körper fort. Nur der Kopf steckte noch in dem Loch.
Der Mann kam zu der Stelle, an der der Kpf lag. Der Rumpf lag ein Stück davon entfernt. Wihios Kopf sprach: „Hab Mitleid mit mir und setzte mich wieder auf den Rumpf.“ Der Mann erwiderte: „Ich werde dich heilen. Ich wollte dir nur einmal zeigen, dass ich tatsächlich mit Bäumen schießen kann.“ und darauf setzte er den Kopf wieder auf die Schultern. Wihio war geheilt. „Du bist wirklich ein guter Schütze“, sagte er anerkennend.
Die Sage vom Traumfänger
Vor langer, langer Zeit war eine Familie in schrecklicher Not. Wohl führten sie ein gutes und im Geistigen begründetes Leben, aber ihre Nächte waren von schrecklichen Träumen und Visionen erfüllt.
Der Vater, der keinen Ausweg sah, nahm seine Medizinpfeife und ging, um Rat zu suchen beim großen Geist. Ruhig saß er auf einem offenen, mit Präriegras bestandenem Feld, rauchte dabei und lauschte dem Flüstern des Windes. „Ich kann dir helfen“, hörte er.
„Wer sprach zu mir?“ fragte der Vater. Als er um sich sah, bemerkte er eine große Spinne, die auf einem Grashalm saß. „Ich bin es, die dich angerufen hat. Ich habe eine Antwort auf deine Gebete. Ich will dich meine Medizin lehren. Die Verwirrungen in deinem Leben kommen nicht aus dir selbst, denn du führst ein gutes, im Geistigen begründetes Leben. Jene Geister um dich herum, die nicht in Harmonie leben, möchten, dass du zugrunde gehst. Es sind böse Geister, dem Chaos entstammend, die dich während deines Schlafes heimsuchen.“
Während die Spinne dem Vater das alles sagte war sie geschäftig, zog zwei Grashalme zueinander und band sie mit Spinnweben zusammen.
„Du musst mir jetzt bestimmte Dinge bringen, damit ich dir helfen kann“, sagte die Spinne. Der Vater ging fort und brachte, als er zurück kam die Dinge mit, die die Spinne erbeten hatte.
Zuerst legte er die Adlerfeder in das Gewebe. „Diese Feder bedeutet die Luft und die Geister der Lüfte“, sagte die Spinne. „Als nächstes soll der Stein in das Gewebe gebracht werden, dieser Stein bedeutet den Geist der Erde. Dann lege die Muschel in das Gewebe, diese Muschel bedeutet den Geist des Meeres. Zum Schluss lege die Perlenschnur in das Gewebe. Diese Perlen wurden im Feuer gebildet und bedeuten die Geister des Feuers.
Nun nimm diesen Fänger der Träume, der die Kräfte von Erde, Wind, Feuer und Wasser in sich trägt. Hänge ihn über dein Bett und du wirst gut ruhen, weil friedliche Geister sich in einer geraden Linie fortbewegen, werden sie in den Träumen zu dir kommen können. Aber die Geister chaotischen Ursprungs können auf gerader Linie nicht vorankommen und werden in dem Gewebe eingefangen, wo sie festgehalten werden, bis die Strahlen der Sonne sie verbrennen.“
Die Geschichte Nordamerikas
1492 landete Christoph Kolumbus an der Küste Amerikas in San Salvador. Er glaubte in Indien zu sein und nannte deshalb die Eingeborenen „Indianer“. Die Einwanderer aus Europa besiedelten das Land. Mit Planwagen zogen die Pioniere nach Westen. Wenn die Sonne unterging, hielten sie an und bildeten mit ihren Wagen einen schützenden Kreis um das Vieh. Die meisten Indianerstämme der Prärie waren Nomaden und lebten von der Bisonjagd. Sie wohnten in Zelten. Die Jungen lernten schon früh, mit Waffen umzugehen. Die Frauen bereiteten über dem Feuer das Essen zu. Die Indianer der Wälder im Norden jagten Bären, Biber und Elche. Für jeden jungen Indianer war die erste Bisonjagd ein großes Ereignis. Im Frühjahr trieben die Cowboys das Vieh auf den Weiden zusammen. Im Westen, den die Europäer besiedelten, entstanden die ersten Städte entlang den Straßen und Eisenbahnlinien. Es wurden große Festungen aus Holz gebaut, die Forts genannt wurden. Dort tauschten die Indianer Pelze gegen Waffen und Alkohol. Manchmal brachen Kämpfe zwischen Einwanderern und Indianern aus. Die Indianer wehrten sich dagegen, dass die Weissen ihnen ihr Land wegnahmen. Sitting Bull, der im Jahre 1831 in South Dakota geboren wurde und als Jugendlicher bereits Medizinmann war, organisierte den indianischen Widerstand. Er gründete eine Allianz von verschiedenen Indianerstämmen und am 26. Juni 1876 kam es zu der bekannten Schlacht zwischen Indianern und der US-Armee am Little Big Horn. Die US-Armee unter der Führung von General Custer erlitt eine erbitterte Niederlage. Sitting Bull floh am 22. April 1877 nach Kanada, nachdem er einen für die Armee bestimmten Verpflegungs- und Munitionszug ausgeraubt hatte. Erst vier Jahre später, am 20. Juli 1881, kam er in seine Heimat zurück und ergab sich in Fort Bulfort. Dort saß er zwei Jahre im Gefängnis. Danach lebte er im Standing Rock Reservat und wurde im Jahr 1890 von dem Indianer-Sergeant Red Tomahawk in einem Handgemenge erschossen.1907 wird das Indianer-Territorim Teil des US-Bundesstaates Oklahoma.
Mehr zur Geschichte der Indianer könnt Ihr in folgendem Buch erfahren:
Joachim Hack (Hrsg.)
Das grosse Buch der Indianer
Alle Stämme – Alle Kriege
Dieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt, dem interessierten Leser einen detaillierten Einblick in die Geschichte und Kultur vor allem der nordamerikanischen Indianer zu vermitteln. Es besteht aus zwei Teilen, die sich ergänzen und damit einen faszinierenden Gesamtüberblick ergeben.
Im ersten Teil werden alle Stämme in alphabetischer Reihenfolge ausführlich vorgestellt.
Im zweiten Teil behandelt das überwiegend dunkle Kapitel der Indianerkriege.